Im Open Air Doppeldecker als Passagier in der ersten Reihe sitzen

Mein Doppeldecker, die Boeing Stearman, war ein ehemaliges Trainingsflugzeug der US Navy. Sie wurde 1941 gebaut und diente bis 1945 unzähligen Piloten als Ausbildungsmaschine. Nach dem Krieg wurde sie an einen Deutschen verkauft, der in die USA ausgewandert war. In den 70er Jahren dann wechselte die Maschine den Besitzer und diente fortan als Sprühflugzeug in der Landwirtschaft, ein durchaus gebräuchliches Einsatzgebiet für die robusten Stearmans. In diese Zeit fiel auch eine spürbare Modernisierung, der Tausch gegen ein leistungsfähigeres Triebwerk mit neun Zylindern und 450 PS. Diese Leistungssteigerung erhöhte die Kurzstarteigenschaften speziell auf Feldern und Graspisten enorm.

Nachdem ich bereits 1990 meine Fluglizenz erwarb und zunächst auf „normaleren“ Maschinen wie Cessna und Piper fleißig Flugstunden sammeln konnte, habe ich meinen Stearman-Traum jedoch nie aus den Augen verloren und im März 2007 dann endlich realisieren können: ich erwarb meine Stearman im US Bundesstaat Wisconsin. (M)ein Traum wurde war, die richtige Arbeit begann jedoch erst. Nach dem die vollständig zerlegte Maschine im Container in Aachen eintraf, begann die Komplettüberholung, also quasi die Restaurierung in einen nahezu Neuzustand. Auch das Triebwerk, das Herz der Maschine, der 9-Zylinder Sternmotor mit seinem markanten Sound, wurde in den USA in einem Spezialbetrieb generalinstandgesetzt und somit quasi wie neu nach Aachen angeliefert. Das alles kostete viel Kraft und natürlich Geld, hat aber jeden Cent und jeden Schweißtropfen gelohnt. Der Erstflug nach dem finalen Zusammenbau erfolgte dann am 29. August 2008 hier in Aachen. Und dann konnte es endlich losgehen, fast keine Airshow, kein Flugplatzfest, auf dem ich nicht mit meinen Rundflügen und natürlich der Stearman die Besucher, in erster Linie natürlich meine Passagiere begeistern konnte.

In der Zwischenzeit habe ich mir zwar weitere Oldtimerflugzeuge zulegen können, die Stearman ist jedoch mein ungeschlagener Favorit und auch der Liebling meiner Passagiere, sitzen diese doch stets in der ersten Reihe, also vor dem Piloten. Ein Vorzug, welchen kaum ein anderer Flugzeugtyp bieten kann, und dann auch noch in einer offenen Kabine. Näher kann man der Natur und dem Gefühl des freien Fliegens nicht sein und besser kann man auch dem Sound des Sternmotors nicht lauschen. Wenn ich dann nach der Landung das breite Grinsen und das Leuchten in den Augen meines Fluggastes sehe, dann bin auch ich mir des Privilegs bewusst, ein solches Flugzeug fliegen zu dürfen, und Sie können das jetzt auch erleben.